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Geistliche Rast auf dem "Gott-sei-Dank-Bankerl"

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. 

Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt vom Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,

und der dich behütet, schläft nicht.

Psalm 121,1-3

 

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser,

 

in den Hohen Tauern in Österreich findet sich an einem steilen Bergweg dieses urige „Gott-sei-Dank-Bankerl“. Für eine Kapelle reichte der Platz neben dem Abgrund nicht. Die findigen Bergbewohner wollten dennoch

eine Gelegenheit zur geistlichen Rast schaffen. Der Bergweg soll schon viele Opfer gefordert haben. Wer einmal im Regen wandern war, weiß, wie glatt Steine auf einmal werden können und plötzlich keinen Halt mehr geben.

 

Wer diesen steilen Weg in den Hohen Tauern geschafft hat, der wird sich dankbar auf das Holzbrett setzen und ein paar Minütchen innehalten. Vielleicht denkt er dabei nicht nur an den eben bestiegenen Weg, sondern auch an die anderen Wege in seinem Leben, die ihm nach viel Angst und Anstrengung ein „Gott sei Dank!“ über die Lippen brachten. Gott sei Dank, dass die OP gut gegangen ist! Gott sei Dank, dass das Geld im letzten Monat gerade noch gereicht hat! Gott sei Dank, dass die Noten auf dem Zeugnis ganz annehmbar geworden sind! Gott sei Dank, dass die Firma doch nicht Insolvenz anmelden musste! Gott sei Dank, dass der Sommer trotz des vielen Regens doch erholsam war! Gott sei Dank, dass Versöhnung doch noch möglich wurde! Gott sei Dank, dass ich Menschen habe, bei denen ich gut aufgehoben bin! Gott sei Dank, dass …

 

Es gibt Zeiten, da stehen wir am Abgrund. Der Psalmbeter stand wohl auch vor den steilen Wegen im gebirgigen Israel und  zögerte, den nächsten Schritt zu tun. Ein Zögern mit Blickrichtung nach oben. Ja, die Berge können Angst machen, aber über den Bergen thront der, der sie geschaffen hat und uns Menschen beiseite steht. Jede Sekunde und vor allem dann, wenn es richtig schwer und gefährlich wird. Das hat er schon oft erlebt, darauf vertraut er auch bei seinen nächsten

Schritten.

 

Aber auch auf sonnigen Strecken in ebener Landschaft tun kleine Ruhepausen gut. Wir können Atem holen, den Blick  schweifen lassen, die Schönheiten des Weges entdecken und über die Berge der Angst hinwegschauen

und Gott Dank sagen. Das tut gut! Der Sonntag gibt immer wieder Gelegenheit dazu nach sechs Tagen manchmal voll von

mühevollen Wegen. Unsere Kirchen sind mit Sitzen gut ausgestattet. Viele „Bankerl“, um als Gotteskinder in der Gemeinde Gott Dank zu sagen. Gerade auch am Erntedankfest, das wir im Oktober feiern. Bestimmt fällt Ihnen/Euch etwas ein, wofür ein Dank zum Himmel wie von selbst über die Lippen kommt!

 

Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich dankbar für alles, was Gott uns in unseren Gemeinden schenkt

Ihr/Euer Pastor Michael Otto