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„Wir glauben an den einen Gott …“

Beginn des Nizänischen Glaubensbekenntnisses

 

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser,

 

vom 20. Mai bis zum 25. Juli tagte vor 1.700 Jahren das erste ökumenische Konzil der Kirche und verabschiedete nach intensiven Debatten das Nizänische Glaubensbekenntnis, das bis heute von allen Kirchen weltweit als eines der Grundbekenntnisse miteinander geteilt wird.

 

Der Legende nach sollen es 318 Bischöfe gewesen sein, die unter der Leitung von Kaiser Konstantin neben einem einheitlichen Ostertermin vor allem den theologischen Streit um die menschliche und göttliche Natur Jesu zu klären gedachten. Den bekannten Unterschriften nach waren es allerdings etwa 200 Bischöfe, die auf Kosten des Kaisers nach Nizäa, dem heutigen Iznik nahe Istanbul, reisten. Der Kaiser hatte starkes Interesse, Auseinandersetzungen im römischen Reich zu vermeiden. 

 

Knackpunkt war die Frage, wie der Mensch Jesus von Nazareth gleichzeitig Gott sein kann, ohne dass aus dem einen Gott mehrere würden. Und auf der anderen Seite, ob Gott sich selbst begrenzen kann, ohne seine Gottheit aufzugeben. Im Kontext des griechischen Denkens konnte man sich endlich auf die Beschreibung mit den Worten „eines Wesens mit dem Vater“ verständigen, die wir heute noch an den hohen Feiertagen gemeinsam sprechen.

 

Wir tun das zum einen nach innen gemeinsam mit der ganzen Christenheit auf Erden. Zum anderen aber auch nach außen hin im öffentlichen Gottesdienst und da, wo wir Zeugen unseres christlichen Glaubens sind – gerade in einer Zeit, wo man

inzwischen sogar vergessen hat, dass man Gott vergessen hat. Von daher brauchen wir möglichst verständliche Übersetzungen unseres Glaubens, damit unsere Mitmenschen wenigstens erahnen, was der Glaube uns an  Halt, Trost und Hoffnung im Leben und im Sterben gibt.

 

Vielleicht so, wie es der katholische Theologe Magnus Striet („Alte Formeln – lebendiger Glaube“, Herder Verlag 2024) versucht: „Gott hat die … radikalste Lösung gewählt, um den Menschen unter den Bedingungen der Geschichte so nahe wie überhaupt möglich zu kommen: Er wurde Mensch … So kann der Mensch ganz anders auf einen solchen Gott vertrauen als

auf einen, der aus himmlischen Höhen unbeteiligt auf das Menschenschicksal schaut.“

 

In der Verbundenheit des Glaubens grüße ich Sie und Euch ganz herzlich

Ihr/Euer Pastor Michael Otto